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Wie werden wir alle satt, wenn unsere Erde für 10 Millarden Menschen Nahrungsmittel produzieren soll? - Unter dieser Frage haben wir am 8. Juli mit Eva-Maria Leonhard von der Bürgerinitiative Fienstorf, Claudia Schulz, Bündnis 90/Die Grünen und Dr. Robert Habeck, Minister in für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume in Schleswig-Holstein im Anschluss an den Film von Valentin Thurn diskutiert.
Wenn in Fienstorf, also direkt vor den Toren Rostocks, eine Hähnchenmastanlage mit 180.000 Tieren pro Mastdurchgang entsteht, ist die Qualität des Trinkwassers in der Hansestadt gefährdet. Dank der Vorstellung der Bürgerinitiative Fienstorf zu Beginn der Diskussion wurde uns die Komplexität der Frage nach guter Ernährung auch mit Bezug auf MV unmittelbar deutlich. Einen aktuellen Überblick über die Situation in unserem Bundesland gab uns Claudia Schulz, Rostocker Direktkandidatin bei der Landtagswahl am 4. September.
"Kaum ein Thema ist so emotional wie Ernährung und Landwirtschaft, weil uns kaum ein Thema so unmittelbar und zugleich ganz sinnlich angeht.", begann Robert Habeck sein erstes Statement dieses Abends. Der an diesem Abend gut gefüllte Saal war ein offensichtlicher Beleg für das Gesagte. Die eigentliche Brisanz liegt in der Frage des Films. "Wenn wir in der Agrarpolitik scheitern, gibt es keine Gewinner. Wir gewinnen bestenfalls für kurze Zeit einen sehr geringen Milchpreis.", betonte der Minister. Das politische Feld sei dabei nicht nur eines, das uns im alltäglichen Sattwerden betrifft, es werde in Zukunft auch Grundlage für die Außen-, Sicherheits- und Weltpolitik sowie den weltweiten Handel sein und letztlich maßgeblich die Antwort auf die Frage von Krieg und Frieden bestimmen.
Wie wir uns ernähren ist also längst keine Lifestyle-Debatte mehr, die Frage nach unserer Ernährung in Zukunft keine Diskussion mehr zwischen einem "Wir" der gesundheitsbewussten und auf ökologische Landwirtschaft ausgerichteten Verbraucher und dem "Ihr" der vermeintlich bösen Landwirte, die für uns Lebensmittel industriell produzieren. Wir müssten anerkennen, so Habeck, dass wir als Gesellschaft über Jahrzehnte von niedrigen Preisen und einem Überangebot an Lebensmitteln genau dank industieller Pruduktionsweisen profitiert haben. Dieser Umstand habe die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht erst ermöglicht. Trotzdem seien wir heute noch lange auf keinem guten Weg, um als 10 Millarden Menschen tatsächlich alle satt zu werden.
Es ist also Zeit für eine neue Debattenkultur, in der das bäuerliche Leben nicht romantisiert, die industrielle Produktion unserer Lebensmittel aber auch nicht grundsätzlich verteufelt wird. In einer neuen Debatte könne es uns helfen, anzuerkennen, dass wir alle als Verbraucher verführbar sind zu niedrigeren Preisen, größeren Mengen und einer schnelleren Verfügbarkeit verschiedener Angebote. Als Bürger aber könnten wir auf dem Feld der Politik voneinander gegenseitig einfordern, gemeinsame Leitlinien und Regeln für unsere gemeinsame Zukunft der Ernährung der Weltbevölkerung festzulegen und einzuhalten. Deshalb sei es sinnvoll, sich politisch zu engagieren, betonte der Minister.
Die Diskussion wurde moderiert von Christine Decker, Sprecherin des Kreisverbands Rostock.
Für entsprechende Landesgesetze und -regelungen in MV kämpft die Grüne Fraktion im Landtag
Grüne Agrarpolitik für MV: www.gruene-mv.de
Mehr zu unseren Poitionen auch auf www.gruene.de
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